Nettostromerzeugung in Deutschland im Jahr 2022

Zweite Version
In diesem Bericht werden die Daten zur deutschen Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung dargestellt.
Erneuerbare Energien: Solar und Wind
Photovoltaikanlagen haben im Jahr 2022 ca. 57,6 TWh Strom erzeugt. Davon wurden ca. 52,6 TWh in das öffentliche Netz eingespeist und 5 TWh selbst verbraucht. Die Produktion hat sich gegenüber dem Vorjahr um ca. 9,2 TWh bzw. 19% erhöht.
Die installierte PV-Leistung lag Ende November bei ca. 65,5 GW. Der Zubau im Jahr 2022 betrug bis November ca. 6,1 GW. Die maximale Solarleistung betrug ca. 39,6 GW am 17.07.2022 um 13:15 Uhr. Der maximale Anteil der Solarenergie an der gesamten Stromerzeugung lag zu diesem Zeitpunkt bei 84% und der maximale Anteil an der gesamten Tagesenergie aller Stromquellen bei 31,4%.
Windkraftwerke produzierten im Jahr 2022 ca. 123,5 TWh und lagen ca. 10,4% über der Produktion im Jahr 2021. Die Windenergie war wieder die stärkste Energiequelle des Jahres, gefolgt von Braunkohle, Solar, Steinkohle, Erdgas, Biomasse, Kernenergie und Wasserkraft. Die maximal erzeugte Leistung betrug ca. 47,7 GW am 20.02.2022 um 20:15 Uhr. Der Anteil von Wind onshore betrug ca. 98,7 TWh und Wind offshore erzeugte ca. 24,8 TWh. Ende November 2022 lag die installierte Leistung von Wind onshore bei 58,2 GW und von Wind offshore bei 8,1 GW.
Erneuerbare Energien: Wasserkraft und Biomasse
Die Wasserkraft produzierte ca. 15 TWh gegenüber 19 TWh in 2021. Die installierte Leistung liegt bei ca. 4,94 GW. Sie hat sich gegenüber den Vorjahren kaum verändert.
Aus Biomasse wurden ca. 42,2 TWh produziert. Die Produktion ist damit um 0,4 TWh höher als 2021. Die installierte Leistung liegt fast unverändert bei 9,4 GW.
In Summe produzierten die Erneuerbaren Energiequellen Solar, Wind, Wasser und Biomasse im Jahr 2022 ca. 244 TWh. Sie liegen damit 8% über dem Niveau des Vorjahres mit 226 TWh. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der öffentlichen Nettostromerzeugung, d.h. dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, lag bei 49,6% gegenüber 45,6% in 2021.
Die gesamte Nettostromerzeugung beinhaltet neben der öffentlichen Nettostromerzeugung auch die Eigenerzeugung von Industrie- und Gewerbebetrieben. Diese erfolgt hauptsächlich mit Gas.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der „Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“ liegt bei ca. 44,4% gegenüber 41% in 2021.
Nicht erneuerbare Erzeugung
Die Nettostromproduktion aus Kernkraftwerken hat sich auf 32,8 TWh halbiert. Grund dafür ist die Abschaltung der Kernkraftwerke Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C zum 31.12.2021.
Braunkohlekraftwerke produzierten 107 TWh netto. Das sind ca. 8 TWh mehr als 2021. Aufgrund des hohen Gaspreises gab es teilweise einen Brennstoffwechsel (fuel shift) von Erdgas zu Braunkohle.
Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken betrug 56 TWh. Sie war um 9 TWh höher als im Jahr 2021. Durch die hohen Gaspreise gab es teilweise einen Brennstoffwechsel (fuel shift) von Erdgas zu Steinkohle, der zur Steigerung beitrug.
Gaskraftwerke haben 46 TWh netto für die öffentliche Stromversorgung produziert. Sie lagen damit 5 TWh unter dem Niveau des Vorjahres. Gründe für den Rückgang sind u.a. die begrenzten Ressourcen und die hohen Gaspreise.
Neben den Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung gibt es auch Gaskraftwerke im Bergbau und im verarbeitenden Gewerbe zur Eigenstromversorgung. Diese produzierten zusätzlich ca. 43 TWh für den industriellen Eigenbedarf, der in dieser Veröffentlichung nicht berücksichtigt wird.
Exportüberschuss
Im Jahr 2022 wurde beim Stromhandel (geplant bzw. terminiert) ein Exportüberschuss von ca. 26 TWh erzielt. Das sind 9 TWh mehr als 2021. Der Großteil der Exporte floss nach Österreich (16,0 TWh) und nach Frankreich (15,3 TWh), gefolgt von der Schweiz (6,6 TWh) und Luxemburg (3,9 TWh). Deutschland importierte Strom aus Dänemark (10,3 TWh), aus Norwegen (3,7 TWh ) und aus Schweden (3,1 TWh).
Die physikalischen Stromflüsse zeigen einen Exportüberschuss von 27,5 TWh gegenüber 19,3 TWh in 2021. Die physikalischen Stromflüsse liefern keine Auskunft darüber, ob der Strom tatsächlich im Land verbraucht wurde, oder ob er als Transitstrom an Nachbarländer weitergeleitet wurde. Deshalb macht hier eine Betrachtung für die einzelnen Länder keinen Sinn.
Last, Börsenstrompreise und Marktwert
Die Last im Stromnetz betrug 484 TWh. Das sind ca. 20 TWh weniger als 2021. Aufgrund der hohen Strompreise und der höheren Temperaturen wurde wohl deutlich Strom eingespart.
Die Last beinhaltet den Stromverbrauch und die Netzverluste, aber nicht den Pumpstromverbrauch und den Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke.
Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead Börsenstrompreis lag bei 230,58 €/MWh bzw. 23,058 Cent/kWh. Das ist ungefähr das 2,5-fache von 2021 (93,35 €/MWh) und das 6,3-fache von 2019 (36,65 €/MWh).
Der durchschnittliche volumengewichtete Intraday Stundenpreis betrug 231,77 €/MWh bzw. 23,177 Cent/kWh. 2021 waren es 99,20 €/MWh und 2019 38,49 €/MWh.
Aufgrund der Corona-Pandemie sollte das Jahr 2020 nicht für Vergleiche genutzt werden.
Anhang und Erläuterungen
Version History
Die zweite Version Version der Jahresauswertung 2022 vom 10.01.2023 berücksichtigt die verfügbaren Monatsdaten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zur Elektrizitätserzeugung bis einschließlich Oktober 2022.
Die erste Version der Jahresauswertung 2022 vom 02.01.2023 berücksichtigt alle Stromerzeugungsdaten der Leipziger Strombörse EEX bis einschließlich 31.12.2022. Über die verfügbaren Monatsdaten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zur Elektrizitätserzeugung bis einschließlich September 2022 und die Monatsdaten zur Ein- und Ausfuhr von Elektrizität bis einschließlich Oktober 2022 wurden die Viertelstundenwerte von EEX und Entsoe energetisch korrigiert. Für die restlichen Monate wurden die Korrekturfaktoren auf Basis von zurückliegenden Jahresdaten abgeschätzt. Die hochgerechneten Werte unterliegen größeren Toleranzen.
Unterschied zwischen Brutto- und Nettoerzeugung
In diesem Bericht werden die Daten zur deutschen Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung dargestellt. Bei der Verwendung von Nettogrößen wird der Eigenverbrauch eines Kraftwerks direkt aus der Bruttostromerzeugung des Kraftwerks versorgt. Die Differenz zwischen Bruttostromerzeugung und Eigenverbrauch ist die Nettostromerzeugung, die in das Netz eingespeist wird. Nach dieser Konvention wird z.B. eine Kohlemühle im Braunkohlekraftwerk direkt aus der Stromerzeugung des Kraftwerks versorgt und damit ausschließlich mit Braunkohlestrom betrieben.
Die komplette Stromwirtschaft rechnet mit Nettogrößen, z.B. für den Stromhandel, die Netzberechnung, Netzauslastung, Kraftwerkseinsatzplanung usw.
An der deutschen Strombörse EEX wird ausschließlich die Nettostromerzeugung gehandelt, die Übertragungsnetzbetreiber rechnen mit Nettoströmen, Entsoe gibt ausschließlich Nettogrößen an und bei den grenzüberschreitenden Stromflüssen werden auch nur Nettozahlen gemessen.
Die öffentliche Nettostromerzeugung repräsentiert den Strommix, der tatsächlich zu Hause aus der Steckdose kommt und der im Haushalt verbraucht wird bzw. mit dem auch Elektrofahrzeuge öffentlich geladen werden. Der Stromzähler im Haus misst den Nettostrom, der verbraucht oder eingespeist wird.
Die Bruttostromerzeugung beinhaltet auch den Eigenverbrauch der Kraftwerke, der direkt im Kraftwerk verbraucht wird und physikalisch gar nicht in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Auf der Verbrauchsseite wird der Eigenverbrauch der Kraftwerke dem Bruttostrom- verbrauch zugerechnet, damit die Bilanz wieder stimmt. Nach dieser Konvention wird z.B. eine Kohlemühle im Braunkohlekraftwerk mit dem Bruttostrommix und damit mit ca. 45% erneuerbaren Energien betrieben.
Außerdem ist in der Bruttostromerzeugung auch die Eigenstromerzeugung der Industrie, den sogenannten „Betrieben im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“ enthalten. Diese Eigenerzeugung wird direkt in den Betrieben verbraucht und auch nicht in das öffentliche Netz eingespeist. Bruttozahlen werden nur zu statistischen Zwecken erhoben, finden aber in der täglichen Stromwirtschaft keine Anwendung.
Die Daten zur öffentlichen Nettostromerzeugung und zur gesamten Bruttostromerzeugung unterscheiden sich deutlich. Dadurch ergeben sich auch deutlich unterschiedliche Anteile der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bzw. am Stromverbrauch.
Folien zur Jahresauswertung 2021 finden sie auch in unserem Download Bereich: Downloads | Energy-Charts.
1 TWh = 1 Terawattstunde = 1000 Gigawattstunden (GWh) = 1 Million Megawattstunden (MWh) = 1 Milliarde Kilowattstunden (kWh)
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