Nettostromerzeugung in Deutschland im Jahr 2019

Aktualisierung: dritte Version
In diesem Bericht werden die Daten zur deutschen Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung dargestellt.
Unterschied zwischen Brutto- und Nettoerzeugung
Bei der Verwendung von Nettogrößen wird der Eigenverbrauch eines Kraftwerks direkt aus der Bruttostromerzeugung des Kraftwerks versorgt. Die Differenz zwischen Bruttostromerzeugung und Eigenverbrauch ist die Nettostromerzeugung, die in das Netz eingespeist wird. Nach dieser Konvention wird z.B. eine Kohlemühle im Kraftwerkdirekt aus der Stromerzeugung des Kraftwerks versorgt und damit ausschließlich mit Braunkohlestrom betrieben. Die komplette Stromwirtschaft rechnet mit Nettogrößen, z.B. für den Stromhandel, die Netzberechnung, Netzauslastung, Kraftwerkseinsatzplanung usw.
An der deutschen Strombörse EEX wird ausschließlich die Nettostromerzeugung gehandelt und bei den grenzüberschreitenden Stromflüssen werden auch nur Nettozahlen gemessen. Die Nettostromerzeugung repräsentiert den Strommix, der tatsächlich zu Hause aus der Steckdose kommt und der im Haushalt verbraucht wird bzw. mit dem auch Elektrofahrzeuge öffentlich geladen werden.
Die AG Energiebilanzen verwendet die Daten der gesamten Bruttostromerzeugung. Diese beinhaltet auch den Eigenverbrauch der Kraftwerke, der direkt im Kraftwerk verbraucht wird und physikalisch gar nicht in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Auf der Verbrauchsseite wird der Eigenverbrauch der Kraftwerke dem Bruttostromverbrauch zugerechnet, damit die Bilanz wieder stimmt. Nach dieser Konvention wird z.B. eine Kohlemühle mit dem Bruttostrommix und damit mit ca. 40% erneuerbaren Energien betrieben.
Außerdem berücksichtigt die AG Energiebilanzen auch die Eigenstromerzeugung der Industrie, den sogenannten „Betrieben im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“. Diese Eigenerzeugung wird direkt in den Betrieben verbraucht und auch nicht in das öffentliche Netz eingespeist. Bruttozahlen werden nur zu statistischen Zwecken erhoben, spielen aber in der täglichen Stromwirtschaft keine Rolle.
Die Daten zur öffentlichen Nettostromerzeugung und zur gesamten Bruttostromerzeugung unterscheiden sich deutlich. Dadurch ergeben sich auch deutlich unterschiedliche Anteile der erneuerbaren Energien.
Erneuerbare Energien: Solar und Wind
Photovoltaikanlagen speisten im Jahr 2019 ca. 46,5 TWh in das öffentliche Netz ein. Die Produktion hat sich gegenüber dem Vorjahr um ca. 0,8 TWh bzw. 1,7% erhöht. Die installierte PV-Leistung lag Ende Oktober bei ca. 48,6 GW. Der Zubau im Jahr 2019 betrug bis Oktober ca. 3,3 GW. Die maximale Solarleistung betrug ca. 33,5 GW am 19.04.2019 um 13:00 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt kamen 48% der gesamten Stromerzeugung aus Photovoltaik. Der maximale Anteil der Solarenergie an der gesamten Tagesenergie aller Stromquellen lag am 29. Juni bei 27%. Von März bis September 2019 war die monatliche Stromerzeugung von PV-Anlagen höher als die von Steinkohlekraftwerken.
Die Windenergie produzierte im Jahr 2019 ca. 127 TWh und lag ca. 15,7% über der Produktion im Jahr 2018. Die Windenergie war damit die stärkste Energiequelle, gefolgt von Braunkohle, Kernenergie und Gas. In acht Monaten übertraf die Windstromproduktion die Erzeugung aus Braunkohle und in allen zwölf Monaten lag die Windenergie vor der Kernenergie. Die maximal erzeugte Leistung betrug ca. 46,7 GW am 15.03.2019 um 19:00 Uhr. Der Anteil von onshore Wind betrug ca. 102,6 TWh. Offshore Wind konnte die Produktion von 19,1 TWh in 2018 auf 24,4 TWh in 2019 steigern. In der Nordsee wurden ca. 20,2 TWh erzeugt. Die offshore Produktion in der Ostsee lag bei ca. 4,1 TWh. Ende Oktober 2019 lag die installierte Leistung von onshore Wind bei 53,1 GW und von offshore Wind bei 7,6 GW.
Gemeinsam produzierten Solar- und Windenergieanlagen im Jahr 2019 ca. 173 TWh. Sie liegen damit in Summe vor der Summe aus Braunkohle und Steinkohle mit 151 TWh.
Erneuerbare Energien: Wasserkraft und Biomasse
Die Wasserkraft produzierte ca. 19,2 TWh gegenüber 15,9 TWh in 2018. Die installierte Leistung liegt bei ca. 4,8 GW. Sie hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert.
Aus Biomasse wurden ca. 44 TWh produziert. Die Produktion ist seit 2016 leicht rückläufig.
In Summe produzierten die Erneuerbaren Energiequellen Solar, Wind, Wasser und Biomasse im Jahr 2019 ca. 237 TWh. Sie liegen damit 7% über dem Niveau des Vorjahres mit 221 TWh. Der Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung, d.h. dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, lag bei über 46%.
Die gesamte Nettostromerzeugung beinhaltet neben der öffentlichen Nettostromerzeugung auch die Eigenerzeugung von Industrie- und Gewerbebetrieben. Diese erfolgt hauptsächlich mit Gas.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Bruttostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der „Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“ liegt gemäß den Berechnungen des BDEW bei ca. 40%. Siehe https://www.bdew.de
Nicht erneuerbare Erzeugung
Die Nettostromproduktion aus Kernkraftwerken betrug 71,1 TWh und lag damit leicht unter dem Vorjahresniveau von 71,9 TWh. Die Bruttostromerzeugung lag ca. 5,8% bzw. 4,1 TWh über der Nettostromerzeugung.
Braunkohlekraftwerke produzierten 102,2 TWh netto. Das sind ca. 29,3 TWh bzw. 22,3% weniger als in 2018. Die Bruttoerzeugung liegt ca. 7,5% bzw. 7,7 TWh über der Nettoerzeugung. Der für den starken Rückgang in der Stromerzeugung aus Braunkohle sind mehrere gekoppelte Faktoren verantwortlich: höhere CO2-Zertifikatspreise, höhere Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, niedrigere Börsenstrompreise, niedriger Gaspreis, geringerer Stromverbrauch und weniger Stromexporte.
Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken betrug 48,7 TWh. Sie war um 23,7 TWh bzw. 32,8% niedriger als im Jahr 2018, in dem 72,4 TWh netto produziert wurden. Die Bruttoerzeugung liegt ca. 9,5% bzw. 4,6 TWh über der Nettoerzeugung.
Gaskraftwerke haben 54 TWh netto für die öffentliche Stromversorgung produziert. Sie lagen damit 9,5 TWh bzw. 21,4% über dem Niveau des Vorjahres. Gründe für die Steigerung sind u.a. die niedrigen Gaspreise und die hohen CO2-Zertifikatspreise. Neben den Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung gibt es auch Gaskraftwerke im Bergbau und im verarbeitenden Gewerbe zur Eigenstromversorgung. Diese produzierten zusätzlich ca. 20 bis 25 TWh für den industriellen Eigenbedarf, der in dieser Veröffentlichung nicht berücksichtigt wird. Die Bruttoerzeugung lag 4,1% bzw. 2,2 TWh über der Nettoerzeugung.
Exportüberschuss
Im Jahr 2019 wurde ein Exportüberschuss (physikalische Flüsse) von ca. 31 TWh erzielt. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Jahr 2018, in dem der Exportüberschuss bei 48 TWh lag. Der Großteil der Exporte floss nach österreich (11,7 TWh). Auf Rang zwei folgt Polen mit 10 TWh, das einen Teil des Stromes aus den neuen Bundesländern über Tschechien nach Süddeutschland transportierte. In die Schweiz flossen 6,5 TWh, die hauptsächlich nach Italien weitergeleitet wurden. Rang vier belegt die Niederlande mit 5,4 TWh, die einen Großteil des Stroms nach Belgien und Großbritannien weiterleitet.
Deutschland importierte 11,9 TWh Strom aus Frankreich, der aber hauptsächlich an die Nachbarländer weitergeleitet wurde. Die durchschnittlich exportierte Leistung betrug ca. 3,4 GW. Das entspricht der Leistung von drei Kernkraftwerken. Während 6310 Stunden des Jahres (72% der Zeit) wurde Strom exportiert und während 2450 Stunden (28% der Zeit) wurde Strom importiert.
Beim Außenhandel mit Strom wurden bis einschließlich Oktober 34,4 TWh zu einem Wert von 1,55 Mrd. Euro eingeführt. Die Ausfuhr lag bei 58,7 TWh und einem Wert von 2,76 Mrd. Euro. Im Saldo ergibt sich für die ersten zehn Monate ein Exportüberschuss von 24,2 TWh und Einnahmen im Wert von 1,2 Mrd. Euro. Eingeführter Strom kostete durchschnittlich 45,08 Euro/MWh und ausgeführter Strom 46,99 Euro/MWh.
Last, Börsenstrompreise und Marktwert
Die Last betrug 484 TWh. Das sind ca. 4,7% weniger als in 2018 mit 508 TWh. Die Last beinhaltet den Stromverbrauch und die Netzverluste, aber nicht den Pumpstromverbrauch und den Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke.
Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead Börsenstrompreis lag bei 36,64 €/MWh. Das sind 15% weniger als in 2018 mit 43,26 €/MWh. Das Handelsvolumen lag 2019 bei 226 TWh. Der durchschnittliche volumengewichtete Intraday Stundenpreis betrug 38,49 €/MWh, 16% weniger als in 2018. Das Handelsvolumen betrug 39 TWh.
Der Marktwert des Windstroms lag bei 32,81 Euro/MWh bzw. 89,5%. Solarstrom hatte einen Marktwert von 34,90 Euro/MWh bzw. 95,3%.
Version History
Die dritte Version vom 07.01.2020 enthält Korrekturen und Verbesserungen.
Die zweite Version vom 03.01.2020 enthält Korrekturen und Verbesserungen.
Die erste Version vom 02.01.2019 berücksichtigt alle Stromerzeugungsdaten der Leipziger Strombörse EEX bis einschließlich 31.12.2019. über die verfügbaren Monatsdaten das Statistischen Bundesamtes (Destatis) zur Elektrizitätserzeugung bis einschließlich September 2019 und die Monatsdaten zur Ein- und Ausfuhr von Elektrizität bis einschließlich Oktober 2019 wurden die Stundenwerte der EEX energetisch korrigiert. Für die restlichen Monate wurden die Korrekturfaktoren auf Basis von zurückliegenden Jahresdaten abgeschätzt. Die hochgerechneten Werte unterliegen größeren Toleranzen.
Folien zur Jahresauswertung 2019 finden sie auf der Seite Daten zu eneuerbaren Energien des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE.
1 TWh = 1 Terawattstunde = 1000 Gigawattstunden (GWh) = 1 Million Megawattstunden (MWh) = 1 Milliarde Kilowattstunden (kWh)
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